Ich kann mich noch ganz lebhaft an die Zeit meiner Jugend erinnern. Es was kurz nach dem Mauerfall in Potsdam und alle wollten immer nur eins: „Westbier“. Dabei waren dann auch ganz schnell die Marken gecheckt und die verschiedenen Biersorten in Gut und Böse, in Edel und Plörre verteilt. Zu letzterem zählten allerlei Billigmarken und unter anderem auch Oettinger. Irgendwie haftete diesem Bier fortan der Makel des Schlechten an und mir wäre nie in den Sinn gekommen, es zu kaufen.
Und diese „Schubladen“ hielten sich lange im Kopf, so lange sogar, das ich letztes Jahr meine Frau ganz entsetzt anschaute, als sie gleich reihenweise Oettinger anschleppte. Nun muss man dazu sagen, das ich schon lange auf alkoholfreies Bier umgestiegen bin und es dabei echt schwer ist, eine wirklich gut schmeckende Sorte zu finden. Und so probierte die liebe Gattin, ganz unvoreingenommen das Sortiment des lokalen Supermarktes durch. Und ich hatte nun allerlei Oettinger im Haus…
Ich staunte nun nicht schlecht, als ich zunächst das alkoholfreie Zitrone-Weizen probierte. Nun gehört ich ja bis vor einiger Zeit durchaus der „Mixbier ist gepanschtes Bier“ Fraktion an und wollte zunächst gar nicht so richtig ran. Aber ich probierte es nun trotzdem und war enorm erstaunt. Das, was ich bisher eher als Billigplörre wahrgenommen und jetzt auch noch in „gepanschter“ Form getrunken hatte, schmeckte richtig gut, um nicht zu sagen sogar ausgezeichnet!
Meine Aversion gegen Oettinger war nun definitiv gebrochen und ich probierte im Laufe der Zeit noch etliche andere Sorten der Marke aus. Neben dem Pils und Radler, letzteres ist übrigens gerade in der alkoholfreien Version im Sommer ein echter Durstlöscher, bleibt dabei das Zitrone-Weizen mein absoluter Favorit.
Erstaunlich ist dabei ja, das nicht nur mir die Marke Oettinger seit meiner Jugend ein Begriff ist, auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist dieser Name jedem bekannt. Und das bei einer Firma, die ja anders als die selbsternannten „Premiummarken“ kaum in der Werbung zu finden ist. Oder hat schon mal jemand im Fernsehen oder in irgendwelchen Zeitschriften Werbung von Oettinger wahrgenommen? Ich jedenfalls nicht bewusst.
Aber so ist es wohl auch dieser Verzicht auf teure Werbung, der letztlich neben anderen Dingen wie bspw. die Nutzung eines eigenen Fuhrparkes und moderner Produktionsanlagen*, dazu führt, dass Oettinger hier richtig leckere Biersorten zu einem richtig niedrigen Preis anbieten kann.
* Diese Weisheiten habe ich von der Webseite der Firma Oettinger und ich wollte sie hier nicht unerwähnt lassen. Immerhin spielt das ja beim Preis auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Nicht unerwähnt bleiben sollte ebenfalls, das Oettinger komplett auf den Einsatz von Gentechnik verzichtet. Etwas, das heutzutage ja nicht unbedingt die Norm ist, besonders nicht bei industrieller Lebensmittelmassenproduktion.
Wie dem auch sei, für mich ist Oettinger inzwischen zu einer durchaus tollen Marke geworden, die ich jederzeit weiterempfehlen würde und werde. Das besagte Zitrone-Weizen ist gerade im Sommer mein Durstlöscher Nummer 1 und so sind sie komplett vergessen, die Zeiten in denen Oettinger nur die Billigplörre aus dem Sparmarkt war. Man kann sich durchaus auch mit dem Kasten Oettinger sehen lassen, ganz so, wie die jungen Leute oben im Video.

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Wie sieht es bei Euch aus? Habt ihr Oettinger in ähnlicher Erinnerung und möglicherweise inzwischen auch mal wieder probiert? Oder gehört es gar schon immer zu den favorisierten Bieren Eurer Wahl?
Ich bin nicht mit jeder Sorte zurfrieden – gerade bei Weizen und Kellerbier gibt es doch einige Qualitätsschwankungen und einige Chargen haben entsprechende Misstöne.
Aber hellauf begeistert bin ich vom „Urtyp“ – ein Exportbier mit toller Malznote. Die Kiste knapp 8 EUR (für Oettinger fast schon hochpreisig). Das ist sozusagen mein „Standardbier“.
🙂
An sich bin ich ja ein Wenig-Biertrinker und leiste mir daher „bessere“ Sorten, Oettinger bleibt da außen vor. Meinem Schwiegervater zufolge ist es aber wohl tatsächlich so, dass der schlechte Ruf eher vom Hellen stammt, während die restliche Produktpalette brauchbar bis gut ist.
Meine Empfehlung, nur ein paar Kilometer weiter nördlich: Wettelsheimer
Guinness über alles!
Jetzt wo Du es sagst… 😉
„sponsored post by OeTTINGER“ -> Bezahlte Werbung für die schnell gebraute Plörre, um vom miesen Image wegzukommen und andere Käuferschichten abseits der Studenten zu erschließen. (Immerhin steht es hier im Post)
Genau, es steht im Post. Das nennt man dann „mit offenen Karten spielen“. Dazu braucht man aber Schneid. Leute ohne Stil würden das dann „anonym“ machen. Du verstehst? 😉
Industriebier ist und bleibt Industriebier.